Porta - das Tor zur Geschichte

Ein Podcast des Trierischen Volksfreunds

SS-Soldaten auf dem Friedhof: Warum die Ramones über Bitburg singen

Diskussion um den Besuch von Bundeskanzler Kohl und US-Präsident Reagan 1985

Veröffentlicht am 17.04.2025 / 06:09

Anmerkungen

Tote des Zweiten Weltkriegs lösen Mitte der achtziger Jahre eine Diskussion aus, die hohe Wellen schlägt: Die damaligen Regierungschefs von Deutschland und den USA wollen einen Akt der Versöhnung einstiger Feinde begehen. Bundeskanzler Helmut Kohl und US-Präsident Ronald Reagan - wollen gemeinsam auf einem Friedhof in Bitburg in der Eifel der Toten des Weltkriegs gedenken. Doch sie wählen dafür einen Ort aus, an dem seit 40 Jahren auch Soldaten der sogenannten Waffen-SS begraben sind - eine in den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen verurteilte Nazi-Organisation.  


Zu Gast in dieser Folge des Volksfreund-Geschichts-Podcast "Porta" ist unser Kollege Christian Thome aus der Lokalredaktion Bitburg. Wir erzählen, was der Grund für den Besuch war, wie er ablief und was heute auf dem betreffenden Friedhof zu sehen ist.


Die Waffen-SS war eine bewaffnete Abteilung der nationalsozialistischen SS ("Schutzstaffel"), die sich aus der Leibstandarte Adolf Hitlers zu einer mächtigen Organisation im Nazi-Reich entwickelte und auch die Wachmannschaften der Konzentrationslager stellten. Im Zweiten Weltkrieg wurden Militäreinheiten der an Gewicht zunehmenden Waffen-SS an verschiedenen Frontabschnitten eingesetzt. Unter anderem kämpften sie bei der Ardennenoffensive, die aus der Eifel heraus die letzte deutsche Offensive im Westen darstellt. SS und Waffen-SS wurden im Nürnberger Kriegsverbrecherprozeß zu verbrecherischen Organisationen erklärt.


Die "Bitburg-Kontroverse" war nicht das einzige herausragende Ereignis des Jahres 1985 und ist zugleich Teil der damaligen Aufarbeitung der deutschen Nazi-Vergangenheit: Drei Tage nach dem Besuch des US-Präsidenten Reagan sollte der deutsche Bundespräsident Richard von Weizsäcker mit seiner vielbeachteten Rede das Kriegsende als "Tag der Befreiung" vom Hitler-Regime deuten. Zugleich fand der Besuch im damals noch andauernden "Kalten Krieg" zwischen den USA und der Sowjetunion statt: Der sowjetische Einmarsch in Afghanistan und der NATO-Doppelbeschluss (Aufstellung neuer Mittelstreckenraketen) hatten die Rivalität beider Supermächte verschärft. Doch im Mai 1985 ist seit zwei Monaten Michail Gorbatschow in der Sowjetunion der neue starke Mann. Er will das kommunistische Reich erneuern, in den kommenden Jahren sollten "Glasnot" und "Perestroika" die Öffnung des Ostblocks dokumentieren - und zum Ende des Kalten Krieges führen, bis hin zum Mauerfall 1989.


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